Sammler in Sorge um Nachwuchs
Tauschbörsen für Modelleisenbahnen und Briefmarken

akm Scharnebeck/Reppenstedt. In den Händen von Sammlern lag das vergangene Wochenende im Kreis Lüneburg: Anhänger von Modelleisenbahnen und Modellautos kamen am Sonnabend im Veranstaltungszentrum Scharnebeck auf ihre Kosten. Die Stunde der Briefmarkensammler schlug Sonntag in der Reppenstedter Gellersenhalle. Doch so unterschiedlich die Objekte der Begierde auch sind, so zahlreich sind die Parallelen zwischen den passionierten Sammlern.
Weite Fahrten nahmen viele Gäste teils auf sich, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Denn die Schar der Sammler schrumpft. "Etwa 2000 echte Briefmarkensammler gibt es in ganz Deutschland", schätzt Nils Lau aus Hamburg. Der 66-Jährige hat seine beiden Enkelinnen zu ihrer ersten Tauschbörse mitgenommen - sie sollen seine umfangreiche Sammlung einmal weiterführen. "Wir sind völlig überaltert und es gibt kaum Nachwuchs. Geht das so weiter, stirbt das Hobby aus", bedauert Lau. Ein Problem, das auch die Modelleisenbahner kennen: "Wir gehören alle zur älteren Generation. Es kommt nichts nach, die Jugend beschäftigt sich eben lieber mit Computern", sagt Peter Resener aus Winsen/Luhe. Der Eisenbahnmarkt breche zunehmend ein. Die Folge: Hersteller gingen bankrott oder wechselten ständig den Besitzer, klagt Resener.
Doch es gibt auch Lichtblicke: Kleine Sammler mit großen Ambitionen. Der fünfjährige Tristan aus Winsen/Luhe etwa ist seit jeher fasziniert von den Modellfahrzeugen. Um seine Märklin-Eisenbahn zu vervollständigen, schleppt der Fünfjährige seine Eltern auf etliche Börsen. Hoffnungen auf passionierten Nachwuchs hegt auch Horst-Rüdiger Scholz, Vorsitzender des Lüneburger Briefmarkensammler-Vereins: "Bereits an vier Schulen im Landkreis werden Kurse angeboten, zwei weitere Schulen kommen eventuell bald hinzu." Was ein echter Briefmarkensammler alles wissen muss, hat die neunjährige Lara-Marie aus Hamburg schon vor zwei Jahren von ihrem Großvater gelernt. Zum Üben gab er ihr einige Marken. "Die habe ich nach verschiedenen Methoden sortiert und im 'Michel' nachgeschlagen", erzählt Lara-Marie. In dem dicken Katalog sind alle Marken weltweit verzeichnet, samt Marktwert. "Davon werden aber nur zwischen 20 und 40 Prozent gezahlt", weiß die Neunjährige.

Eine wichtige Rolle spielt Geld bei fast jeder Sammelleidenschaft. "Richtig sammeln, können sich Kinder gar nicht leisten", sagt Lau. Und auch für Erwachsene wird es zunehmend schwieriger, ihr teures Hobby zu finanzieren. "Ständig kommen neue Marken raus. Als der Euro kam, haben etliche das Hobby dann aufgegeben", erzählt Klaus Köser aus Hamburg.

Die sinkende Finanzkraft beobachtet auch Willi Hohenschuh, Veranstalter der Modelleisenbahn-Börse: "Die Umsätze werden immer weniger." Viele beschränken sich auf das Staunen und Stöbern - oder aufs Zuhören, denn so mancher Sammler hat einiges über seine kostbaren Gefährte zu erzählen. Allen voran Thomas Rudel aus Lüneburg, der zu jedem seiner Rolls-Royce- und Mercedes-Modelle Spannendes zu berichten weiß. Etwa von Clara Benz, der Frau von Ingenieur Carl Benz: "Sie war es, die mit Carls Auto die erste Überlandfahrt unternahm."

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