Hallo montezuma,
die Antwort, die man dir da gegeben hat, ist leider falsch. Das, was du da zeigst, ist kein Streifband, es sind auch keine zwei Strefbänder, sondern Ausschnitte von Streifbändern von Großbritannien aus der damaligen Zeit. Leider gab es früher Menschen, die glaubten, sie hätten das Recht, Ganzsachen zu zerschneiden und sich damit gleichzeitig Werte ins Album zu stecken. Das ist jedoch nicht der Fall. Oder wie würde es dir gefallen, wenn ich aus einer Briefmarke mit feiner Schere die Mitte heraustrenne und das dann als besondere Marke präsentiere? Ganzsachen heißen unter anderem deshalb so, weil damit immer die ganze Sache gemeint ist, nicht nur ein Ausschnitt davon, und weil zusätzlich der Wertstempel eingedruckt und nicht aufgeklebt ist.
Um dir (und anderen) ein wenig mehr Klarheit in der Sache zu verschaffen, habe ich ein paar Streifbänder der damaligen Zeit eingescannt. Ich besitze nicht alle Varianten, die es damals gab, aber zum Kennenlernen reicht das, was hier vorhanden ist, durchaus aus.
Manche Menschen bezeichnen Streifbänder auch als Zeitungsbanderolen oder auch noch anders, im Ganzsachenbereich aber ist der Begriff "Streifband" für diese Art von Poststück verbindlich; die allgemein dafür verwendete Abkürzung lautet "S", also S 4 = Streifband Nr. 4 (von allen in einem Land herausgegebenen Streifbändern).
In der Zeit zwischen 1870 und 1901 wurden in Großbritannien Streifbänder am Postschalter verkauft, die Wertstempel der Art "Königin Viktoria im Hochrechteck" trugen. Im Jahr 1902 folgte dann die Herausgabe eines neuen Streifbandes mit dem Wertstempel "König Eduarsd VII nach links im Hochrechteck", dieses Folgestreifband soll uns heute aber nicht interessieren.
Die Streifbänder mit Queen Viktoria trugen sämtlich Wertstempel zu je 1/2 Pence. Die Wertstempelfarbe war zunächst in grün, später in braun, dann in rotbraun und schließlich in blaugrün. Da zusätzlich die verwendeten Papierarten stark differierten und manche Papiere heute stärker vergilbt sind als andere, kann es durchaus schwierig sein, ein einzelnes Streifband einer bestimmten zeitlichen Ausgabe zuzuordnen. Zusätzlich unterscheiden sich aber die Wertstempel auch noch in kleineren Details, und Erläuterungen, die von amts wegen von vornherein auf den Streifbändern eingedruckt worden waren, haben mal vier Zeilen, mal fünf Zeilen oder fehlen völlig. Wie du siehst, kann es auf den ersten Blick recht kompliziert sein, das alles sauber auseinanderzuhalten.
Zusätzlich gab es früher viele Menschen oder Firmen, die sich solche Streifbänder besorgten und sie dann mit dem eigenen Absender, mit Werbung oder sonstwie privat bedrucken ließen. Manche Anbieter, z.B. bei Ebay und Co., bezeichnen solche Streifbänder als Privatganzsache, das ist aber Unsinn, denn private Streifbänder, also solche, die komplett im privaten Auftrag hergestellt worden sind, gibt es mit dieser Wertstempelform überhaupt nicht. Wenn das ursprüngliche amtlich herausgegebene Streifband lediglich privat noch bedruckt wurde, so spricht man von einem amtlichen Streifband (= Ganzsache) mit privatem Textzudruck. Zum Kennenlernen habe ich auch solches mit eingescannt.
Meine Darstellung beginnt mit S 5. Dieses Streifband mit dem Wertstempel zu 1/2 Pence braun auf sämischem Papier wurde im Jahr 1879 herausgegeben. Im Wertstempel trägt die Queen noch ein breites Zopfband, am Oberrand des Streifbandes befindet sich eine fünfzeilige Bemerkung.
Vier Jahre später im Jahr 1883 erschien eine neue Variante, nun mit schmalerem Zopfband. Die Farbe des Wertstempels wechselt zwischen braun und rotbraun und allerlei Zwischentönen.
Zu sehen ist hier ein Streifband der Art S 6 mit privatem Textzudruck.
Sechs Jahre später im Jahr 1889 erscheint die nächste Variante dieser Streifbänder, nun nur noch mit vierzeiligem Text in Groteskversalien, die nach und nach für den Druck verwendeten Papiere sind sämisch bis gelblich. Der Michel-Katalog führt dieses Streifband unter der Bezeichnung S 7. Ich zeige zunächst ein postfrisches und dann ein gelaufenes Exemplar mit Bedarfsabstempelung.
Im Jahr 1898 erschien dann ein weiteres Streifband, die laufende Nr. 8, nun ohne jede Art von amtlichem Texteindruck. Diese Art von Streifband ist aus der damaligen Zeit am häufigsten im Angebot, es wurde aber auch sehr oft für private Textzudrucke verwendet. Diese zusammenzutragen kann sehr reizvoll sein.
Ich zeige zunächst ein normales gelaufenes Streifband der Sorte S 8 und danach eines mit privatem Absenderzudruck.
Im Jahr 1901 erschien schließlich die letzte derartige Streifbandvariante, nun in der Wertstempelfarbe blaugrün und auf gelblichem Papier. Auch bei dieser Ausgabe fehlte jeder denkbare amtliche Texteindruck.
Ich zeige zunächst ein normales amtliches Streifband der Art S 9 mit einer Abstempelung aus dem Bedarf sowie abschließend noch einen ganz reizvollen privaten Textzudruck, der ein Zeugnis davon ablegt, dass damals auch schon deutschsprachige Firmen von London aus ihre Geschäfte betrieben.
Ich hoffe, ich habe dir und anderen einen ausreichend großen Einblick in den Variantenreichtum der Streifbänder mit dem Wertstempel Queen Viktoria im Hochrechteck gegeben. Wenn wieder einmal solche Fragen zu Ganzsachen auftauchen, können sie gerne hier im Forum gestellt werden; dazu muss man nicht extra im Herstellungsland einer Ganzsache anfragen. Vielleicht habe ich mit meiner Darstellung ja auch die Lust geweckt, sich mit diesem oder ähnlichen Themen einmal näher zu beschäftigen.
Mit besten Grüßen
Cantus