oe3rudi schrieb:

……. Aber es fehlt mir der Stempel der meist in rot abgeschlagen wird wenn die Post nicht mit dem Flugzeug befördert wurde. Da gibt es verschiedene Texte dazu. Einen habe ich gesehen da stand sogar drauf das durch ein techn. Gebrechen die Beförderung auf der Bahn weitergeleitet wurde. Hab den Brief leider nicht bekommen.

Hallo OE3Rudi, hallo liebe Flugpostfreunde.

ich denke, so selbstverständlich wie OERudi hier meint ist ein Stempel nicht, wenn ein Brief nicht mit Flugpost befördert wurde.

Dazu eine kleine philatelistische Studie, deren Rätsel ich noch nicht alle lösen konnte:

Am 7.8.1936 sandte Herr  Hozonk(?) aus Rehberg bei Krems einen Brief per Flugpost an Herrn Tibor Ribenyi im olympischen Dorf in Berlin.
(Tibor Ribenyi war Teilnehmer an den olympischen Spielen 1936, er belegte mit der ungarischen 4 x 400m-Staffel den 6. Rang)

Der Brief wurde frankiert mit Marken der Flugpostserie 1925/30
1x 5 g ANK 469, 1x 10 g ANK 472 und 1x 30 g ANK 476 = 45 Groschen



Wie der Postbeamte diese Portogebühr ermittelte, kann ich nicht nachvollziehen – nach meinem Dafürhalten währen 64 Groschen ( Brief 24g + Flugzuschlag Berlin 40g) erforderlich gewesen – es fehlten also 19 Groschen.

Nun wurde (vermutlich in Wien) der Brief „taxiert“ – auch hier verschließt sich mir

- die genaue Bedeutung des roten handschriftlichen Taxvermerkes (T 211)?
- ob und wenn, welche Nachgebühr von Herrn Ribnyi eingehoben wurde?
- und warum der handschriftliche Vermerk wieder gestrichen wurde?
Möglich, dass auf die Einhebung der Nachgebühr bei einem Olympiade-Teilnehmer verzichtet wurde.

Rückseitig trägt nun der Brief einen Durchgangstempel mit Datum vom 7.8.36 vom PA 9/1 Wien 68 am Franz Josefs Bahnhof, einen deutschen Handrollstempel mit Datum 8.8.36 Berlin-Charlottenburg 2 als Ankunftstempel.



Jedenfalls dürfte der Briefumschlag vom Empfänger bald wieder an den Absender irgendwie übermittelt worden sein, denn der Absender wandte sich an das Postamt Krems-Rehberg und bat um Aufklärung, ob der Brief mit Flugpost befördert worden war.

Nun wandte sich der Postbeamte am 24.8.1936 an das Flugpostermittlungspostamt Wien:



„Ich bitte um Bekanntgabe, ob beiliegender Brief (Briefumschlag) mit der Flugpost befördert wurde, da kein diesbezüglicher Stempel angebracht wurde.
Gegen gefl. Rückschluss“ (Amtsiegel Post- u. Telegraphenamt Rehberg bei Krems)

Mit Datum 25.8.1936 folgte die Antwort vom P.A. Wien I Abt. 5. (Gummistempel):



„Auf Grund des Ankunftstempels v. Bln C 2 vom 8. VIII. – 1100 und des fehlenden Abgangstempels ist der vorliegende Brief auf dem Bahnwege nach Berlin befördert worden.
Bei Flugbeförderung ab Wien wäre er erst am 8. VIII um 1215 nach Berlin gelangt.“ (Amtsiegel Postamt Wien 1 Abt. 5)

Herzliche Sammlergrüße
Gerhard
NS: Falls jemand etwas zur Gebühr bzw. Nachtaxierung beitragen kann, würde mich das besonders freuen.

Hallo Gerhard,

ich glaube bei diesem Brief kann man nur raten, wie die Frankatur zustande gekommen ist.
Der Empfänger war Ungar, der Brieftarif nach Ungarn war zu dieser Zeit 45 Groschen. Vielleicht ist der Absender mit dem Athleten in ständigem Briefkontakt gestanden und hat aus Gewohnheit das alte Porto verklebt.
Der Nachportovermerk heißt meiner Ansicht nach 2/1 - der Umrechnungsschlüssel Schilling zur Reichsmark war damals 2:1
Da der Breif nicht mit Luftpost befördert wurde gab es kene Nachgebühr.
l.g.Reinhard

Hallo Reinhard,

danke für deinen Kommentar - das lässt das Bild doch etwas klarer erscheinen.
Auf das Briefporto Ungarn wäre ich nicht gekommen, der Taxvermerk 2/1 und die Streichung erscheinen mir wirklich schlüssig zu sein.

Danke und herzliche Sammlergrüße
Gerhard