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| Baden: Schöne Briefe aus Heidelberg | |
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Autor | Nachricht |
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Gerhard Admin
| Thema: Re: Baden: Schöne Briefe aus Heidelberg Mo Dez 12, 2011 7:22 pm | |
| - balf_de schrieb:
Na klar: dass dieser Brief für einen einstelligen Euro-Betrag zu bekommen war, ist ja logisch – da ist ja gar keine Briefmarke drauf! balf_de Gratulation! - ein tolles Schnäppchen gemacht....... In dieser "Bucht" würde ich auch gerne nach ähnlichen Belegen zu diesen Preisen für meine Heimatsammlung suchen..... Herzliche Sammlergrüße Gerhard |
| | | balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Baden: Schöne Briefe aus Heidelberg Di Dez 13, 2011 12:25 pm | |
| - Gerhard schrieb:
- In dieser "Bucht" würde ich auch gerne nach ähnlichen Belegen zu diesen Preisen für meine Heimatsammlung suchen.....
Hallo Gerhard! Jetzt weiß ich nicht genau, ob ich mich freuen soll oder lieber traurig bin, dass Du wahrscheinlich keine "Heidelberg"-Sammlung aufbaust. Einerseits gibt es da schon genug Konkurrenz, andererseits hätte ich Dir helfen können: http://www.ebay.de/itm/160695590738?ssPageName=STRK:MEBIDX:IT&_trksid=p3984.m1431.l2649Allerdings geht es diesmal nur noch "zweistellig". Man kann über die neudeutsche (E-) Bucht denken, wie man will, aber den einfachen Zugriff auf diese Materialfülle hat es in der Vergangenheit noch nie gegeben - das muss man gerade für unser Hobby auch einmal positiv sehen. Viele Grüße balf_de |
| | | Gerhard Admin
| Thema: Re: Baden: Schöne Briefe aus Heidelberg Di Dez 13, 2011 4:22 pm | |
| - balf_de schrieb:
Man kann über die neudeutsche (E-) Bucht denken, wie man will, aber den einfachen Zugriff auf diese Materialfülle hat es in der Vergangenheit noch nie gegeben - das muss man gerade für unser Hobby auch einmal positiv sehen.
Hallo Alfred, ...tja, da bin ich wohl "auf der Leitung gestanden" - ich hatte den Hinweis auf eBay nicht verstanden. Keine Sorge wegen neuer Konkurrenz - mit meiner Heimatsammlung Krems (und allem Anderen das ich sammle) bin ich "ausgelastet". Deine Aussage zur Materialfülle bei eBay kann ich nur unterstreichen - auch, und gerade bei meinen Motivsammlungen war es doch früher undenkbar, um ein paar Euro einen Beleg aus den USA, Chile, China, Ägypten oder sonstwo zu erstehen. Herzliche Sammlergrüße Gerhard |
| | | balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Baden: Schöne Briefe aus Heidelberg Di Okt 02, 2012 4:52 pm | |
| Hallo zusammen! Bei meiner Bewerbung für den Bilderwettbewerb September 2012 habe ich meinen bunten Brief schon kurz beschrieben: - balf_de schrieb:
- Aus dem Jahr 1869 stammt die Mischfrankatur der Minr. 18, 19a, 23 aus Baden. Das Porto von Heidelberg nach Bremen betrug in der Zeit nach dem DÖPV (ab 1868) nur noch 3 Kreuzer, die Einschreibegebühr von 7 Kr. wurde mitfrankiert.
Damit ist die postgeschichtliche Relevanz des Briefs schon angesprochen: nachdem das Großherzogtum Baden den deutschen Krieg von 1866 an der Seite Österreichs verloren hatte und der Deutsche Bund samt Deutsch-Österreichischem-Postverein erloschen war, galten für den Postverkehr ab 1868 auch in Süddeutschland die von Preußen diktierten Regeln des Norddeutschen Bundes (Novemberverträge von 1867). Das wesentlichste Merkmal dieser Neuerung war die einheitliche Brieftaxe für das gesamte Gebiet des Norddeutschen Bundes mit den drei süddeutschen Staaten (Bayern, Württemberg, Baden) und für Österreich und Luxemburg: nur noch 1 Silbergroschen war für einen einfachen (bis 1 Lot = 16 2/3 Gramm schweren) Brief zu frankieren. Die Entfernungsprogression entfiel komplett. Zu diesem Thema möchte ich ein paar Zeilen aus der „Geschichte des Verkehrs in Baden“ von K. Löffler (erschienen bei C. Winter, Heidelberg, 1910) zitieren: „Der wichtigste Fortschritt der Novemberverträge bestand darin, dass die Sätze des Posttaxgesetzes (vom 4. November 1867) nicht nur für das Bundesgebiet, sondern auch für Österreich und Luxemburg Geltung erlangten. Die Transitgebühren für Briefsendungen des Wechselverkehrs wurden aufgehoben. Im Verkehr mit dem Ausland bildete Deutschland hinsichtlich des Transits und der Vertragsschließung ein einziges Postgebiet. Im Einzelnen ist über das Verhältnis der der badischen Post den Vertragsbestimmungen gegenüber zu bemerken: Das neue Brieftarifsystem von 1 Sgr. für einfache Briefe (bis 1 Zollot) und für 2 Sgr. für alle Briefe über 1 Zollot bis 250 g (1/2 Pfund) unter Wegfall der umständlichen lotweisen Progression bot außer der Verbilligung den Vorteil, daß bisher zur Fahrpost aufgegebene kleinere Paketchen gegen mäßige Gebühr der schnelleren Briefpost überliefert wurden und dadurch die Fahrpost von einer Menge kleiner, leicht abhandenkommender Sendungen zweckmäßig befreit wurde. Allerdings waren die Sätze von 7 und 11 Kreuzer (2 und 3 Sgr.) für unfrankierte Briefe zur Erhebung der süddeutschen Währung sehr unbequem; allein da die Sätze von 2 und 3 Sgr. im Bereich des Norddeutschen Bundes galten und Preußen bei Abschluß der Verträge den dringenden Wunsch ausdrückte, daß seine Sätze von den süddeutschen Staaten übernommen würden, mußten letztere diese Unbequemlichkeit in Kauf nehmen – Baden mußte jetzt statt einer 6-Kr-Marke eine 7-Kr-Marke herausgeben.“Soweit das Zitat aus dem für postgeschichtlich orientierte Baden-Sammler wichtigen Buch des badischen Postinspektors Löffler, das ich gelegentlich auch im Literatur-Thread vorstellen möchte. Wir lesen, dass leider die Parität der norddeutschen Taler- zur süddeutschen Guldenwährung nicht 1 zu 3 war - 2 Taler (à 30 Sgr.) wurden in 3 1/2 Gulden (à 60 Kreuzer) umgerechnet - somit entsprach 1 preußischer Silbergroschen 3 ½ Kreuzern. Beim einfachen Brief wurde zwar abgerundet – hier blieb es beim 3 Kreuzer-Porto, aber schwerere Briefe kosteten 7 Kreuzer. Gleiches galt für die Einschreibegebühr: statt bisher 6 Kr. waren jetzt 7 Kr. fällig. So kam es bei meinem Brief von 1869 zur „bunten“ Mischfrankatur zwischen den alten Marken aus der Postvereinszeit (MiNr. 18 und 19 mit der Inschrift „Postverein“) und der „neuen“ 1-Kr-Marke MiNr. 23 (mit der Inschrift „Freimarke“). Was damals als Unbequemlichkeit galt, ist heute ein philatelistisch glücklicher Umstand! Viele Grüße balf_de |
| | | balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Baden: Schöne Briefe aus Heidelberg Fr Dez 14, 2012 3:41 pm | |
| Hallo zusammen! Die Belegbeschreibung meiner Heidelberger Neuerwerbung, die ich kürzlich aus Bayern wieder zurück „nachhause“ geholt habe, kann ich diesmal einem Fachmann überlassen: Also: kein postgeschichtlicher Ausnahmebeleg, auch keine teure Frankatur, … … sondern einfach nur schön! Eine echte Werbung für das schöne Klassik-Sammelgebiet. Viele Grüße balf_de |
| | | balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Baden: Schöne Briefe aus Heidelberg Di Jun 25, 2013 8:13 pm | |
| Hallo zusammen, Nein, ein wirklich schöner Brief ist es nicht, den ich euch heute zeigen will, aber Schönheit ist bekanntlich relativ – vielleicht sollten wir diesen Thread schlicht in „Briefe aus Heidelberg“ umbenennen. Wie gesagt: nicht schön, auch nicht wirklich selten, was die Frankatur mit einer MiNr. 17a + 18 anbetrifft, aber ein Brief mit einer kleinen Geschichte. Auf den ersten Blick habe ich ihn als Beleg aus der Postablage Schönau angesehen, die zur Postexpedition Heidelberg gehörte und habe ihn auch bei meinen Postablage-Briefen eingeordnet. Aber bei genauerem Hinsehen ist es etwas anders: aufgeliefert wurde er am 21. September 1867 beim Postamt Heidelberg, adressiert an den Großherzoglichen Gerichtsnotar in Schönau.Ebenfalls vorderseitig bestätigt der Bote Krug (?), dass er eine Nachnahme über 9 Kreuzer erhalten hat.Jetzt wird klar, dass die Heidelberger Postablage Schönau ihren Stempel als Ankunftstempel abschlug – aber einen Gerichtsnotar gab es in dem kleinen Odenwalddorf damals wohl nicht. Ein kluger Mann (mit einer ziemlich ungeübten Handschrift) notierte beim Ort Schönau zusätzlich „Wiesental“ und gab den Brief dem Landbriefträger bei seinem nächsten Botengang zurück. So kam er drei Tage später wieder nach Heidelberg, siegelseitig erkennbar am Heidelberger Durchgangsstempel. Dort kam er zur badischen Bahnpost; mit „Zug 15“ wurde er auf der Rheintalstrecke Richtung Basel befördert. Auf dem Ankuftstempel der Postexpedition Schönau im Schwarzwald ist leider das Ankunftsdatum nicht erkennbar – es wird wohl der 25. September gewesen sein. Dort konnte der Briefträger beim Gerichtsnotar 13 Kreuzer – die 9 Kr. Gebühr + 3 Kr. Porto + 1 Kr Nachnahmegebühr (die bis zu 20 Kr. Nachnahmebetrag 1 Kr. betrug) – kassieren. Eigentlich hieß diese Art von Nachnahmesendungen damals noch zutreffend „Postvorschuss“ – der absendende Heidelberger Bote erhielt die seinem Amt zustehenden 9 Kreuzer bar ausbezahlt, die Postbehörde schoss den Betrag vor. Dieses Verfahren war allerdings nur mit Behörden oder bekannten Institutionen (z.B. Zeitungsverlagen) möglich, die entsprechende Sicherheit boten.Der Inhalt des Briefs ist weniger spannend:Ein Formular, das den Schönauer Notar benachrichtigt, dass die Urkunde über den Liegenschaftsverkauf des Zeller Kaufmanns Ferdinand Ritter an dem Heidelberger Kaufmann Stößer-Müller durch den Gerichtsboten Krug zugestellt wurde. Viele GrüßeAlfred (balf_de) |
| | | balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Baden: Schöne Briefe aus Heidelberg Mi Aug 21, 2013 2:38 pm | |
| Hallo zusammen, nachdem durch einige neue Beiträge die Post des 19. Jahrhunderts hier wieder mehr in den Vordergrund gerückt ist, möchte ich gerne auch diesen Thread mit meinen altbadischen Briefen aus Heidelberg wieder etwas aus der Versenkung holen. Zeigen möchte ich einen relativ späten altbadischen Brief: einen Monat vor dem Ende der badischen Briefmarken wurde er am 29. November 1871 aus Heidelberg nach Moltraiso am Comer See befördert. Aber dem Herrn Grafen Gamberini (vermutlich verwandt mit dem gleichnamigen Kardinal Antonio Domenico Gamberini, den man bei Wikipedia findet) war es wohl am See zu kühl geworden; er hatte sich bereits in seine Stadtwohnung in der noblen Mailänder Via Clerici zurückgezogen. Die Weiterleitung ging zügig vonstatten: nachdem der Brief aus Heidelberg schon vor der Weiterbeförderung zum Comer See am 30. November in Mailand einen Durchgangsstempel erhielt, erreichte er am 1. Dezember Moltrasio. Von dort aus wurde er sofort zurückgeschickt und kam noch am gleichen Tag wieder in Mailand an. Es darf bezweifelt werden, ob das der Post heute auch noch gelingen würde ... Frankiert ist er portorichtig (nach dem Vertrag vom April 1869) mit den badischen MiNr. 24 und 25b – der „guten Farbe“ der 7-Kreuzer-Marke (die Frau Brettl auch entsprechend doppelt signiert hat) Viele Grüße Alfred (balf_de) |
| | | balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Baden: Schöne Briefe aus Heidelberg Do Okt 31, 2013 8:29 pm | |
| Hallo zusammen, hier kann ich einen meiner wertvollsten Neuzugänge der philatelistisch ereignisreichen letzten Woche fast „nahtlos“ anschließen: Wie bei meinem zuletzt gezeigten Heidelberger Brief nach Italien handelt es sich um eine Nachsendung – diesmal innerhalb der Schweiz vom ursprünglichen Ziel Oberstraß bei Zürich nach Affeltrangen im Kanton Thurgau über Märstetten. Ebenfalls gemeinsam haben die beiden Briefe die gute hellblaue 7-Kreuzer-Marke als Frankatur. Bei aller Skepsis gegenüber den zahlreichen badischen Farben ist die Differenzierung bei der Michelnr. 25 zu akzeptieren: die hellblaue Nr. 25b stammt aus der dritten Auflage von 995.300 Exemplaren, die erst im Juni 1871 an die Schalter kam. Hier handelt es sich um eine echte klar unterscheidbare Farbänderung. Außerdem ähneln sich beide Briefe beim späten Absendedatum: mein mit 7 Kreuzern korrekt frankierter neuer Schweizer Brief ist sogar noch etwas jünger als der „Italiener“: erst einen Monat später, am 29. Dezember 1871, also zwei Tage vor dem Ende der Frankaturfähigkeit badischer Briefmarken kam er zum Heidelberger Postamt und seinen Empfänger in der Schweiz erreichte er erst am Silvestertag. Also handelt es sich bei diesem Brief nicht nur aufgrund der seltenen – und hoch bewerteten – Einzelfrankatur der MiNr. 25b sondern auch wegen des „Fast-Letzttags-Datums“ zu einer echten „Rosine“ meiner Heidelberg-Sammlung. Viele Grüße Alfred (balf_de) PS: erkennt hier jemand, zu welcher Studentenverbindung unser Theologiestudent Brenner gehörte? Ich konnte den Zirkel nicht identifizieren. |
| | | saintex 0beiträge
| Thema: Re: Baden: Schöne Briefe aus Heidelberg Fr Nov 01, 2013 11:23 am | |
| Hallo Alfred, bei dem Zirkel in der linken oberen Ecke Deines Altbriefes handelt es sich um den sog. "kleinen Burschenschafterzirkel" Hier ein Link zur Geschichte und zur Bedeutung des Zirkels http://www.burschenschaft.de/geschichte/geschichte-der-db/sinnbilder-farben-und-wappen-der-deutschen-burschenschaft/zirkel-und-zeichen-der-burschenschaft.html Der Absender und der Empfänger, stud. theol. K. Brenner waren demnach wohl Bundesbrüder und gehörten der gleichen Burschenschaft an. Welche Heidelberger Burschenschaft 1871 als Zirkel den kleinen Burschenschafterzirkel führte, weiß ich leider nicht. Von den heute in Heidelberg noch aktiven Burschenschaften exestierten 1871 nur die Burschenschaft Allemania und die Burschenschaft Frankonia, die beide 1856 gegründet worden waren. Das sollte Dir für weitere eigene Forschungen etwas helfen. Du wohnst ja "gleich um die Ecke". Viele Grüße Wolfgang (saintex) |
| | | balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Baden: Schöne Briefe aus Heidelberg Fr Nov 01, 2013 11:06 pm | |
| Lieber Wolfgang,
danke für den Link! Dass Du sogar zu meinen alt-badischen Beiträgen so qualifiziert Stellung nimmst, das gefällt mir ganz besonders. Vielen Dank dafür! Jedenfalls brauchen wir uns da nicht über Bedarfspost ja oder nein zu streiten ... Leider ist bei meinem neuen Brief in die Schweiz kein Inhalt mehr vorhanden, sonst wüssten wir vielleicht, ob der brave Theologiestudent sogar in einer schlagenden Verbindung war. Dass ich "gleich um die Ecke" wohne und eigentlich immer nahe meiner Heimatstadt Heidelberg war, das siehst Du richtig. Allerdings habe ich trotz relativ langer Studentenzeit in Heidelberg immer vermieden, mich zu sehr von Burschenschaften und dergleichen vereinnahmen zu lasen - dass man sich ohne zu zucken blutig schlagen lassen muss, war mir schon immer suspekt ...
Aber natürlich bin ich dem Bundesbruder Brenner dankbar, dass er noch so kurz vor Torschluss der badischen Postverwaltung einen so schön frankierten Brief verschickt hat.
Viele Grüße Alfred |
| | | balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Baden: Schöne Briefe aus Heidelberg So März 16, 2014 10:03 pm | |
| Hallo zusammen, wie wär’s nach so vielen „Spezialitäten“ wieder einmal mit etwas Postgeschichte ... Nur so zur Abwechslung, für manche unter uns vielleicht sogar zur Erholung .... Jedenfalls möchte ich gerne noch einmal versuchen, hier im Forum die Blickrichtung etwas in meine etwas andere Welt der Philatelie zu lenken. Wenn man einen Altdeutschland-Sammler fragt, ob er in der Zeit des DÖPV (1851-1867) im Kreuzer-Gebiet die Portostufe von 4 Kreuzern kennt, dann kommt er sicher etwas ins Grübeln: 1 Kr. kostete ein Ortsbrief, 3 Kr. ein Brief in den 10-Meilen-Umkreis, 6 Kr. für 10-20 Meilen und schließlich 9 Kr. im dritten Entfernungsrayon über 20 Meilen (1 geographische deutsche Meile = 1/15 Äquatorgrad = 7.420 Meter). Das galt für Briefe bis 1 Loth Gewicht (1 Loth = 15 5/8 Gramm); mit jedem weiteren Loth waren die Gebühren entsprechend zu multiplizieren. Für Post ins Ausland – außerhalb des DÖPV – kommen auf den ersten Blick nur höhere Frankaturen in Frage, denn da beanspruchte ja die ausländische Postverwaltung auch einen Teil des „Kuchens“ für sich .. Also wofür 4 Kreuzer ? Einem Baden-Sammler fällt sicher noch der „Bestellkreuzer“ ein, der bis zum 1. Oktober 1862 für mit der Briefpost beförderte Sendungen vom Empfänger erhoben wurde, der aber auch vom Absender vorausfrankiert werden konnte. Ein nicht ganz unproblematisches Beispiel eines vorausfrankierten Bestellkreuzers kann ich zeigen: MiNr. 5 Mischfrankatur mit MiNr. 10a Jawohl hier haben wir eine 4-Kreuzer-Frankatur, die aber einen kleinen Schönheitsfehler hat: der blaue Strich auf dem Brief steht für eine „1“ – die Taxierung bedeutet, dass vom Empfänger ein Kreuzer als Bestellgebühr nachgefordert wurde: der Absender meinte es gut, wusste aber wohl nicht, dass für Briefe ins Taxis-Gebiet der Bestellkreuzer nur an Behörden als Empfänger vorausfrankiert werden durfte. Oder er übersah einfach, dass die Stadt Hirschhorn – obwohl keine 20 km von Heidelberg entfernt – damals wie heute noch in Hessen liegt ... Aber seit ein paar Wochen habe ich eine „richtige“ 4-Kreuzer-Frankatur: Die Drucksachenschleife ging am 21.Juni 1865 aus Heidelberg nach Luzern am Vierwaldstätter See. Für Streifbänder in die Schweiz sah der Tarif von 1857 ein reduziertes Drucksachen-Porto vor: 2 Kreuzer pro Loth waren zu frankieren. Und offensichtlich wog die Zeitung, die Herrn Dr.Fischer zugestellt wurde, mehr als knapp 16 Gramm - 4 Kreuzer waren für die doppelt schwere Auslandsdruckdache portorichtig. Dargestellt wurde das Porto mit zwei waagerechten Paaren der MiNr. 17a Der Prüfer Franz Stegmüller schreibt dazu mit gewohnter Zurückhaltung: „Höhergewichtige Auslandsdrucksachen sind nicht häufig“ Und bestätigen kann ich, dass sie auch nicht gerade Massenware sind, wenn man sie aus Heidelberg „braucht“ .... Und wenn sich sicher auch nicht viele für meinen sehr speziellen Beitrag interessieren, so habe ich doch hoffentlich für etwas Abwechslung gesorgt. Viele Grüße Alfred (balf_de) |
| | | balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Baden: Schöne Briefe aus Heidelberg Di Nov 29, 2016 9:48 pm | |
| Hallo zusammen, Auf den ersten Blick scheint der Brief von Heidelberg nach Rauenberg – im ersten badischen Entfernungsrayon – nicht sehr erstrebenswert: schwach abgeschlagene Stempel, der Nummernstempel 57 kaum lesbar. Warum ist diese Neuerwerbung von der Vereinsauktion der Philippsburger Briefmarkenfreunde für mich ein "schöner Brief", der in diesen Thread gehört? Immerhin: die Marke ist vollrandig und mit großer Sicherheit eine Michelnummer 2a: das Jahr 1851 ist auf dem Lokaldatumstempel klar lesbar; es handelt sich um die erste Auflage; die Nummer 2b kam erst ein Jahr später an die Schalter. Erst die Siegelseite zeigt die Besonderheit: Glücklicherweise wurde der Brief für den kurzen Beförderungsweg nach Rauenberg – etwa 15 Kilometer – bei der Bahnpost aufgeliefert. Und dort wurde deutlich gestempelt – der 7. Mai 1851 war der siebte Tag der badischen Markenzeit - es handelt sich um den ältesten Markenbrief in meiner Heidelberg-Sammlung! Viele Grüße Alfred (balf_de) |
| | | balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Baden: Schöne Briefe aus Heidelberg Di März 07, 2017 6:24 pm | |
| Hallo zusammen, nicht ganz so wertvoll für meine Sammlung wie der zuletzt gezeigte Mai-Brief ist meine "Beute" von der Münchner Briefmarkenbörse am letzten Freitag: Der Brief ging am 19. Juni 1857 von Heidelberg per Bahnpost nach Preußen, portorichtig für die Entfernung über 20 Meilen (= rd. 180 Kilometer) frankiert mit 9 Kreuzern - einer späten Auflage der Michelnummer 4b. Postgeschichtlich kann der Brief keine Lücke in meiner Sammlung füllen, aber der Adresse Carl Bockhacker in Hückeswagen in gestochen schöner Schrift konnte ich nicht widerstehen … Viele Grüße Alfred (balf_de) PS: Immerhin war er schon am nächsten Tag nach der Auslieferung am nächsten Tag nachmittags um 4 Uhr am Ziel. Ob er das heute auch noch schaffen würde ? |
| | | Cantus Mitglied in Silber
| Thema: Re: Baden: Schöne Briefe aus Heidelberg Mo März 13, 2017 7:03 pm | |
| Hallo Alfred,
über Werte kann man streiten, aber mir persönlich gefällt der letzte Brief von dir besonders gut, ist für mich doch der Gesamteindruck eines Briefes maßgeblich und nicht die theoretische Seltenheit einer Marke.
Viele Grüße Ingo |
| | | balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Baden: Schöne Briefe aus Heidelberg Mo März 13, 2017 7:58 pm | |
| Hallo Ingo, ich freue mich immer ganz besonders, wenn ich hier im Forum auch einmal ein Feedback zu meiner „Heidelberg“-Sammlung erhalte – vielen Dank dafür! Es gibt zwar nicht wie von dir vermutet einen nennenswerten Wertunterschied der beiden zuletzt gezeigten Briefe aufgrund ihrer Frankatur – ich weiß im Augenblick nicht genau, ob eine Michelnr. 2a überhaupt höher bewertet ist als eine 4b – die Wertigkeit für mich als postgeschichtlich orientiertem Sammler ist beim 3-Kreuzer-Brief durch die frühe Verwendung im Mai 1851 begründet: es ist mein ältester mit einer Briefmarke frankierter Brief. Aber natürlich bin ich auch Briefmarkensammler und ich stimme Dir zu hundert Prozent zu, dass der Gesamteindruck eines Belegs – sei es ein Brief, eine Karte oder eine Ganzsache – wichtig und für mich auch „wertig“ ist. Ich freue mich über Belege, die „ein Gesicht“ haben. Aber man kann da auch schlechte Erfahrungen machen. Schaue Dir diesen Brief an: Der hätte doch ganz bestimmt in diesen Thread gepasst! Wobei er außerdem auch postgeschichtlich sehr interessant schien: die mit Abstand späteste Verwendung im Jahr 1867 des Heidelberger Nummernstempels „57“ und der weitgezähnten 3-Kreuzer-Marke mit schraffiertem Hintergrund, der Michelnr. 13a. Aber dann kam vom Prüfer statt des erhofften Attests die kalte Dusche: Ich habe lange mit mir gekämpft, ob ich den Brief nicht trotzdem behalten soll und habe ihn dann schweren Herzens an das Auktionshaus (das sich auf mehrere Altprüfungen der Herren Englert und Seeger verlassen hatte) zurückgegeben. Das fiel mir jetzt beim Stichwort "Gesamteindruck eines Belegs" wieder ein … Aufgrund dieser und einiger ähnlicher Erfahrungen habe ich den „Mai-Brief“ zum Prüfer geschickt – auch bei dem Brief nach Baden-Baden war ich von der Authentizität überzeugt. Viele Grüße Alfred (balf_de) |
| | | Angus3 0beiträge
| Thema: Re: Baden: Schöne Briefe aus Heidelberg So März 19, 2017 5:48 pm | |
| Hallo zusammen, Auch ich als Baden-Sammler kann hier meinen einzigen Brief aus Heidelberg zeigen, da meine Sammlung auf meiner Geburtsstadt Mannheim basiert. Der Faltbrief ging am 25. Juli 1856 von Heidelberg nach Birkendorf über Bahnhof Bonndorf, frankiert mit 9 Kreuzern - einer späten Auflage der Michelnummer 4b und geprüft Stegmüller BPP. Rückseitig ist der Bahnpoststempel vom Type 2b abgeschlagen sowie der Ankunftsstempel von Bonndorf am 26. Juli 1856. Der Inhalt ist eine Art Lieferschein einer Öl-Raffinerie in Heidelberg, dabei handelt es sich nicht um Motorenöl oder dergleichen sondern um "Lampenöl". Viele Grüße Angus |
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