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| Condor-Flugpostmarken auf Belegen der Südamerikafahrt 1930 | |
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Autor | Nachricht |
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balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Condor-Flugpostmarken auf Belegen der Südamerikafahrt 1930 Do Jul 21, 2011 10:53 am | |
| Hallo zusammen! Gerne möchte ich hier Belege aus meiner Sammlung zeigen, die eine Besonderheit "meiner" Südamerikafahrt 1930 darstellen - Mischfrankaturen bei deutschen und Vertragsstaaten-Belegen mit halbamtlichen brasilianischen Flugpost-Marken der Syndicato Condor Ltda. Vielleicht sind neben meinen hiesigen "Weggefährten" @Kontrollratjunkie und @Polarfahrtsucher - @kawa nicht zu vergessen - auch einige Zaungäste an dem für mich spannenden Thema interessiert, bei dem es noch echte "Forschungsarbeit" zu leisten gilt. Nachdem Ende März 1930 die Vorbereitungen der Zeppelin-Betreibergesellschaft „Luftschiffbau Zeppelin GmbH“ soweit gediehen waren, dass die geplante Fahrt nach Süd- und Nordamerika für Mitte Mai avisiert werden konnte, gab es auch mehrere diesbezügliche offizielle Verfügungen. Mit einer davon, der Veröffentlichung im Amtsblatt des Reichspostministeriums Nr. 36 vom 29. April 1930 möchte ich beginnen: „Mit dem Luftschiff „Graf Zeppelin“ auf seiner Südamerikafahrt beförderte Luftpostsendungen, die nach Orten in Südbrasilien bestimmt sind, können von Rio de Janeiro aus mit Flugzeugen des Syndicato Condor Ltda., Rio de Janeiro (Deutsche Vertretung: Condor-Syndicat in Berlin SW 68, Lindenstrasse 35) weiterbefördert werden. Für diesen Beförderungsweg ist eine besondere Gebühr zu entrichten, zu deren Verrechnung die genannte Verkehrsgesellschaft eigene Luftpostbriefmarken herausgibt. Die Marken sind in den Geschäftsstellen erhältlich, wo auch nähere Auskunft über den Flugdienst erteilt wird. Die Sendungen müssen außer den für die Zeppelinbeförderung erforderlichen Vermerken die Bezeichnung „Mit Luftpost in Brasilen“ tragen und mit dem besonderen (grünen) Klebezettel des Condor-Syndicats versehen sein. Für die sonstige Behandlung gelten die Bestimmungen der Amtsblatt-Verfügung Nr. 138/1930“Außerdem kenne ich eine ausführliche Verlautbarung der deutschen Vertretung des Syndicato Condor Ltda. in Berlin, aus der in diesem Zusammenhang der erste Abschnitt interessant ist: „In Nr. 36 des Amtsblatts des Reichspostministeriums wird darauf hingewiesen, dass die bis Rio de Janeiro mit dem Luftschiff beförderten, für Südbrasilien bestimmten Sendungen von Rio de Janeiro aus mit Flugzeugen der deutsch-brasilianischen Luftverkehrsgesellschaft „Syndicato Condor Ltda.“ weiterbefördert werden können. Dieser Dienst berührt alle Küstenplätze südlich von Rio de Janeiro bis Rio Grande do Sul. Post für Orte im Inland, welche von diesen Häfen aus bedient werden, wird durch die brasilianische Nationalpost weiterbefördert. Desgleichen besteht die Möglichkeit, „Zeppelinbriefe“, welche für nordbrasilianische Orte zwischen Rio de Janeiro und Natal bestimmt sind, durch Flugzeuge des Condor Syndicats weiterzuleiten. Außer diesen regelmäßig vom „Syndicato Condor Ltda.“ bedienten Strecken hat diese Gesellschaft in Verbindung mit der Zeppelinfahrt einen Sonderanschlussdienst nach Uruguay, Argentinien, Chile und Bolivien eingerichtet, so dass die in Rio mit dem Luftschiff eintreffende Post unverzüglich mit dem Flugzeug nach den genannten Ländern weiterbefördert wird. Für diesen Weg bestimmte Sendungen haben außer der von der deutschen Reichspost für die Zeppelinfahrt vorgesehenen Frankierung noch ein Zusatzporto in „Condor Marken“ sowie zur besonderen Kennzeichnung einen grünen „Condor“-Klebezettel zu tragen. Marken und Klebezettel sind in Deutschland durch die weiter unten angegebenen Stellen zu erhalten. Zuschläge des Condor-Dienstes: Die Zuschläge betragen für Post Nach einem Ort innerhalb Brasiliens: Milreis 2 Nach einem von den übrigen genannten Ländern: Milreis 5 Und zwar sowohl für Briefe bis 20 g wie für Postkarten. Der Verkauf der Marken erfolgt zum Umrechnungskurs von Milreis 1 = RM 0,50“Soweit der Text der Bekanntmachung. Bemerkenswert ist zunächst, dass die Bekanntmachung im Amtsblatt in wesentlichen Punkten ergänzt wird: nicht nur die Post nach Südbrasilien sondern auch nach Norden sollte von Rio de Janeiro aus per Condor-Flugzeugen weiterbefördert werden. Darüber hinaus wurde auch ein Sonderflug in die südlichen Nachbarstaaten über die Anden hinweg avisiert. Aufgrund meiner bisherigen Recherchen halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass der hier angekündigte „Sonderanschlussdienst“ nach Argentinien und weiter über die Anden überhaupt stattgefunden hat: die Luftpost südlich von Brasilien war im Jahr 1930 eine Domäne der französischen Fluglinie Aeropostale, die sich vermutlich aufgrund ihrer Postbeförderungsverträge mit den betreffenden Regierungen erfolgreich gegen den Eindringling zur Wehr setzte. Ich kenne Berichte, in denen beschrieben wird, dass ein nach Buenos Aires entsandtes Condor-Flugzeug, das vor der Ankunft des Luftschiffs in Brasilien zur Zeppelin-Beförderung bestimmte Post nach Rio de Janeiro bringen sollte, unverrichteter Dinge – leer – zurückkehren musste; der Posttransport nach Brasilien wurde von der Aeropostale erledigt. Leider sind wichtige Unterlagen der Syndicato Condor im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen, die bei der deutschen Lufthansa gelagert waren – es ist mir bisher nicht gelungen, hier verlässliche Quellen zu finden. Als Indiz für meine Vermutung zeige ich einen nach Buenos Aires adressierten Brief, der ordnungsgemäß mit Condor-Marken im Wert von 5 Milreis zur Weiterbeförderung mit dem Sonderflug freigemacht ist: er zeigt rückseitig den Ankunftstempel der brasilianischren Staatspost vom 25.5. und traf erst am 1. Juni in Buenos Aires ein. * Fortsetzung folgt ... * Viele Grüße balf_de |
| | | balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Condor-Flugpostmarken auf Belegen der Südamerikafahrt 1930 Sa Jul 23, 2011 8:33 pm | |
| Hallo zusammen! Im letzten Beitrag habe ich einen nach Buenos Aires adressierten und mit 4 RM korrekt frankierter Luftschiff-Gebühr plus 5.000 Reis zusätzlichem Porto für die Weiterbeförderung per Condor-Flugzeug nach Argentinien gezeigt. Heute folgt ein gleichfalls nach Buenos Aires adressierter Brief, der vermutlich sogar den Bedarfspost-Liebhabern unter euch gefallen könnte: völlig ungewöhnlich auf einem Zeppelinbrief ist die Frankatur mit der Rentenmark-Dauerserie vom Dezember 1923 - 4 mal MiNr. 343 (Als ich den Brief zum ersten Mal sah, musste ich erst im Katalog nachschauen, ob die Frankatur im Jahr 1930 überhaupt noch gültig war). Zum Thema hier passt der Brief insofern, als er wie sein Vorgänger vom letzten Beitrag am gleichen Tag - dem 1. Juni 1930 - sein Ziel erreichte, obwohl der Absender diesmal das Condor-Zusatzporto im Wert von immerhin weiteren 2,50 RM gespart hatte. Der rückseitig ebenfalls abgeschlagene violette Durchgangsstempel aus Rio de Janeiro vom 25. Mai bestätigt, dass auch dieser Brief in Rio der Staatspost übergeben und demnach von dieser - also terrestrisch - weiterbefördert wurde. * Fortsetzung folgt * Viele Grüße balf_de |
| | | balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Condor-Flugpostmarken auf Belegen der Südamerikafahrt 1930 So Jul 24, 2011 9:10 pm | |
| Hallo zusammen! Klar ist, dass die beiden zuletzt gezeigten Briefe trotz unterschiedlicher Frankatur gemeinsam ihr Ziel erreichten. Natürlich ist es gut möglich, dass auch die in Rio de Janeiro entladenen Poststücke ohne Condor-Zusatzfrankatur kulanzweise per Luftpost weiterbefördert wurden – dass also der Ankunftstag 1. Juni in beiden Fällen durch Luftpostbeförderung erreicht wurde -, aber im Vergleich mit den Ankunftsdaten in südbrasilianischen Städten deutet die Beförderungsdauer nach Argentinien doch auf normalen Transport hin. Anhand einer Südamerika-Karte, in der auch die Routen der Condor-Fluglinie im Jahr 1930 dargestellt sind, kann man die Entfernungen zwischen den südbrasilianischen Landeorte der Condor-Flugboote und Buenos Aires erkennen. Ein Beispiel kann ich zeigen: in Porto Alegre, einer Stadt in Südbrasilien, die schon nahe der argentinischen Grenze liegt, kam die Post schon am 27. Mai 1930, zwei Tage nach der Luftschifflandung in Rio de Janeiro an. Mehr als unwahrscheinlich ist es, dass man für die restliche Etappe nach Buenos Aires mit dem Flugzeug vier Tage gebraucht hat. Übrigens: würdet ihr diese Karte - bei Sieger heißt der Beleg 57.MM) - zur Bedarfspost einordnen? Viele Grüße balf_de |
| | | Polarfahrtsucher Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Condor-Flugpostmarken auf Belegen der Südamerikafahrt 1930 So Jul 24, 2011 11:38 pm | |
| Hallo Alfred, vielen Dank für den sehr aufschlussreichen Beitrag. Nun wird mir auch dein kleines Rätsel in einem anderen Thread ein wenig klarer. Bemerkenswert dass die Condor Marken schon in Friedrichshafen aufgeklebt wurden. Die Ebert Zusatzfrankatur allerdings leuchtet mir nicht ganz ein. Gibts da einen Grund ? Sehr schöner Beleg den ich auch zur Bedarfspost zählen würde.
Bitte noch mehr von diesen tollen Sachen....
Schönen Gruss Klaus
|
| | | Kontrollratjunkie Moderator
| Thema: Re: Condor-Flugpostmarken auf Belegen der Südamerikafahrt 1930 Mo Jul 25, 2011 12:45 am | |
| - balf_de schrieb:
-
Übrigens: würdet ihr diese Karte - bei Sieger heißt der Beleg 57.MM) - zur Bedarfspost einordnen?
Viele Grüße balf_de Lieber balf_de, wieder ein neuer Thread, der uns die Tiefen der Zeppelinpost näherbringt. Für mich ist es wirklich unerwartet, was Du alles aus diesem Thema herausholst. Sehr beachtlich ! Die Bedarfspostdiskusion hatten wir an anderer Stelle schon öfter geführt. Was zählt dazu, was nicht ? Ist der Wunsch der Übermittlung eines für das Jahr 1930 sicher ziemlich unkonventionellen Grußes ein Bedarf ? Zumindest bei der Zeppelinpost ist meine persönliche Lesart nicht die des Postgeschichtlers. Sehr viele Belege entspringen augenscheinlich keinem Bedarf und zählen lediglich zur Dokumentationspost. Dazu gehören wohl u.a. die allermeisten Belege des LZ 130. Zu früheren Zeppelinpostzeiten, dazu zähle ich auch "Deine" Fahrt, war der Bedarfspostanteil natürlich viel höher. Lange Rede kurzer Sinn, diesen schönen Beleg würde ich "noch" der Bedarfspost zurechnen, was natürlich nur meine ganz persönliche Meinung ist. Wie siehst Du es in diesem Falle ? Liebe Grüße KJ |
| | | balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Condor-Flugpostmarken auf Belegen der Südamerikafahrt 1930 Mo Jul 25, 2011 4:30 pm | |
| Hallo Klaus! - Polarfahrtsucher schrieb:
- Bemerkenswert dass die Condor Marken schon in Friedrichshafen aufgeklebt wurden.
Wie Du den Bekanntmachungen der Postbehörde und der Berliner Condor-Agentur entnehmen kannst, mussten die Marken schon vom Absender erworben und frankiert werden. Dass sie manchmal auch später – erst am Zielort – entwertet wurden, will ich anhand von Beispielen zeigen. - Polarfahrtsucher schrieb:
- Die Ebert Zusatzfrankatur allerdings leuchtet mir nicht ganz ein.
Dass zur meist korrekten Luftschiff-Gebühr zusätzliches Porto, häufig in Form von Ganzsachen frankiert wurde, findet man relativ häufig. Oft handelt es sich um den Wunsch nach Luftpostbeförderung im Anschluss an den Zeppelin-Transport, wenn dies mit deutschen Marken bezahlt werden konnte, was hauptsächlich bei Post in die USA vorkommt. Das scheidet in diesem Fall aus – der „Luftpostzuschlag“ ist ja in Form der Condor-Frankatur teuer bezahlt. Es ist zu vermuten, dass der Absender nicht sicher war, ob neben der Luftschiff-Gebühr das normale Postkartenporto zusätzlich zu frankieren war. 8 Rpf. waren im Jahr 1930 für Postkarten im Fernverkehr zu frankieren. In Österreich und den Niederlanden galten ja entsprechende Regelungen für die zugeleitete Zeppelinpost. Empfehlen möchte ich Dir diesbezüglich die Lektüre meines Threads „Zeppelin-Zuleitungspost“ hier im Forum. Eine ähnlich überfrankierte Postkarte – die ebenfalls nach Porto Alegre befördert werden sollte – zeige ich anliegend. Das Mehr-Porto von 18 Rpf. kann man als leicht überfrankierte Auslands-Postkarte (15 Rpf.) interpretieren. Bei Sieger heißt diese Karte 57.EE), da sie den „Friedrichshafener Bordpoststempel“ trägt. Lieber Kontrollratjunkie! - Kontrollratjunkie schrieb:
- ... Lange Rede kurzer Sinn, diesen schönen Beleg würde ich "noch" der Bedarfspost zurechnen
Betonung auf „noch“! Ähnlich sieht es auch unser Freund Klaus: - Polarfahrtsucher schrieb:
- ...den ich auch zur Bedarfspost zählen würde.
Du fragst nach meiner Meinung? Wie Du es schon erwähnt hast, ist das ein häufig diskutiertes Thema, über das sich Postgeschichtler und Philatelisten trefflich streiten können. Ich selbst neige zu Deiner Auffassung: wirklich wichtig ist diese Abgrenzung gerade beim Sammelgebiet Zeppelinpost nicht. Alleine schon die Tatsache, dass die Luftschiffbau Zeppelin GmbH in hohem Maße auf die Kooperation der (Berufs-) Philatelisten angewiesen war – anders ausgedrückt: ihrer Hilfe bei der Finanzierung der Fahrten bedurfte -, macht die gesamte philatelistische Post in gewissem Sinne zur Bedarfspost. (Genau genommen wollte ich euch mit meinem "Übrigens:"-Anhang nur zu einer Stellungnahme provozieren ) In meinem nächsten Beitrag werde ich eine weitere Besonderheit der SAF 1930 ansprechen, für die ebenfalls noch reichlich „Forschungsarbeit“ zu leisten ist. Viele Grüße balf_de |
| | | balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Condor-Flugpostmarken auf Belegen der Südamerikafahrt 1930 Mo Jul 25, 2011 5:28 pm | |
| Hallo zusammen ! Wie bereits angekündigt möchte ich einen weiteren Beleg mit Condor-Zusatzfrankatur zeigen, der bei genauerer Betrachtung einige Besonderheiten aufweist, die eigentlich nur auffallen, wenn man sich mit der Südamerikafahrt 1930 intensiv befasst. Aus den Kataloginformationen allein lässt er sich jedenfalls nicht vollständig interpretieren. Mein Brief wurde entsprechend der Leitwegsvorgabe per Luftschiff nach Rio de Janeiro befördert und sollte von dort per Condor-Flugboot nach Bahia transportiert werden. Dass auch diese Beförderung zurück nach Norden per Condor-Luftpost möglich war, hatte der Absender aus der oben zitierten Verlautbarung der Berliner Condor-Agentur entnommen. Die Beförderung erfolgte auch auftragsgemäß: nach der Ankunft des Luftschiffs am 25.5. brachte das Flugboot den Brief am 26.5. auf seinem Flug Richtung Norden nach Bahia. Zwei Tage früher – am 24.5. – und 5 Milreis (= 2,50 RM) billiger hätte der Brief sein Ziel erreicht, wenn er schon auf dem Weg von Recife nach Rio über Bahia abgeworfen worden wäre. Damit bildet dieser Brief eines von zahlreichen Indizien aus meiner Sammlung, dass die Route der Fahrt ursprünglich so geplant war, dass Rio de Janeiro direkt von Sevilla aus in einer Etappe erreicht werden sollte; alle deutschen Fahrtankündigungen nennen die Etappenziele wie folgt: Sevilla – Rio de Janeiro – Pernambuco – Lakehurst – Sevilla – Friedrichshafen. Hätte der Absender von der ersten Landung in Recife am 22. Mai und dem Abwurf auf dem Weg nach Rio gewusst, hätte er sicher die kürzere Laufzeit und das günstigere Porto gewählt. Gute Geografiekenntnisse kann man ihm auch nicht gerade attestieren, wenn er offenbar Bahia im brasilianischen Ausland vermutete – er frankierte 5 Milreis Porto für die Condor-Auslandsbeförderung statt 2 Milreis für brasilianische Ziele. Eine solide Allgemeinbildung kann offenbar auch beim Sparen helfen! Eine letzte bemerkenswerte Besonderheit diese Briefs ist zu erwähnen: bisher nur ein weiteres Mal habe ich die beiden in Friedrichshafen verwendeten Entwertungsstempel, den „normalen“ vom 18. Mai 1930 und den vordatierten „Bordpoststempel“ vom 19. Mai gleichzeitig auf einem Beleg gesehen. Die Condor-Marken haben den normalen Friedrichshafener Stempel, die deutsche Frankatur hat den Bordpoststempel erhalten. Viele Grüße balf_de |
| | | balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Condor-Flugpostmarken auf Belegen der Südamerikafahrt 1930 Do Jul 28, 2011 11:31 pm | |
| Hallo zusammen! In meinem ersten Beitrag habe ich es schon gesagt: hier ist eines meiner Lieblingsthemen angesprochen! Zwar warte ich inzwischen ungeduldig auf die Pfankuch-Auktion mit der österreichischen Karte mit Condor-Zusatzfrankatur (allerdings ohne große Hoffnung, dass mein Limit reicht), aber ich habe auch ohne dieses "Sahnestückchen" genügend Material, das ich zeigen kann. Häufiger als Post aus Friedrichshafen sind Belege aus Berlin, die mit dem Anschlusssflug nach Sevilla transportiert und dort ins Luftschiff eingeladen wurden. Kein Wunder, denn die Condor-Agentur, wo die Marken erhältlich waren, residierte in Berlin. Meine "Berliner Zusatzfrankaturen" habe ich auf den Tisch gelegt und mit dem Handy fotografiert. Bitte, sucht euch aus, mit welchem Beleg ich weitermachen soll ... Viele Grüße balf_de |
| | | Kontrollratjunkie Moderator
| Thema: Re: Condor-Flugpostmarken auf Belegen der Südamerikafahrt 1930 Fr Jul 29, 2011 12:08 am | |
| Lieber balf_de, da zeigst Du uns einen erschlagenden Scan.....also ein Handy - Foto und überlässt dem überforderten Publikum die Auswahl ? Na dann...... Also wenn ich mein ästhetisches Empfinden einmal vorschieben darf, würde ich zuerst gerne den Brief des Barmer Bank Vereins in voller Pracht sehen. Die mächtige "Holztauben" - Frankatur in Mischfrankatur mit der SA - Fahrt - Marke zu 2 RM sieht sensationell aus. Auch auf dem kleinen Bild. Aber eigentlich sehen alle Belege hochinteressant aus. Liebe Grüße KJ, der auf Deine Ausführungen schon gespannt ist
Zuletzt von Kontrollratjunkie am Fr Jul 29, 2011 10:23 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet |
| | | Polarfahrtsucher Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Condor-Flugpostmarken auf Belegen der Südamerikafahrt 1930 Fr Jul 29, 2011 9:58 am | |
| Hallo Freunde, ist schon beeindruckend was Alfred uns hier anbietet. Lauter hochinteressante Belege. Der von KJ angesprochene Beleg springt einem in der Tat sofort ins Auge (wobei es doch eher Steinadler statt Holztauben sind ). Auch der gleich darunter sieht extrem beeindruckend aus. Bitte weitere Informationen hierzu ! Und schön langsam kann ich mir das Geheimnis um deinen Beleg in "Aussicht" schon zusammenreimen. Schönen Gruss Klaus |
| | | balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Condor-Flugpostmarken auf Belegen der Südamerikafahrt 1930 Fr Jul 29, 2011 11:06 am | |
| Hallo Freunde! Da hätte ich eine Wette gewonnen – wenn ich einen Wettgegner gefunden hätte ... Dass nämlich der liebe @Kontrollratjunkie sich zu mitternächtlicher Stunde als Erster zu Wort melden und genau diesen Beleg auswählen würde, das habe ich exakt so vorhergesehen! - Kontrollratjunkie schrieb:
- Also wenn ich mein ästhetisches Empfinden einmal vorschieben darf, würde ich zuerst gerne den Brief des Barmer Bank Vereins in voller Pracht sehen.
Du hast Recht, Kontrollratjunkie, dass Du hier die Optik des Briefs in den Mittelpunkt stellst: aus meiner Auswahl der Sieger 57.TT) – Belege ist die Destination Sao Paulo sicher nicht die seltenste. Aber dass man das erforderliche Porto von 4 RM auch anders als mit einem Paar der Minr. 438 oder einer Einzelfrankatur der Nr. 439 frankieren konnte, das macht den eigentlichen Reiz des Briefs aus. Bemerkenswert ist aber auch, dass die Condor-Zusatzfrankatur neben den „normalen“ MiNr. C1 und C2 auch die Einschreibemarke C8 zeigt, die offensichtlich auch als Freimarke gültig war. Bei anderen Belegen ist diese Marke übrigens zusätzlich zu den erforderlichen 2 Milreis geklebt – offenbar wollten in diesen Fällen die Absender ihre Post zusätzlich versichern. Die Rückseite des Briefs zeigt ausschließlich Condor-Stempel: den Durchgangsstempel aus Rio de Janeiro vom Ankunfttag des Luftschiffs am 25. Mai sowie den Ankunftstempel aus Sao Paulo vom 28. Mai 1930. Er kam demnach mit der brasilianischen Staatspost nicht in Berührung. - Polarfahrtsucher schrieb:
- Und schön langsam kann ich mir das Geheimnis um deinen Beleg in "Aussicht" schon zusammenreimen.
Ja, ja, lieber Klaus, der Ausrufpreis des „Österreichers“ ist schon ein Witz – genau wie die Katalogbewertung -, aber es ist zu befürchten, dass nicht nur Du hinter das Geheimnis gekommen bist. ... Viele Grüße balf_de |
| | | balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Condor-Flugpostmarken auf Belegen der Südamerikafahrt 1930 So Jul 31, 2011 10:39 pm | |
| Hallo zusammen! Früher oder später werde ich in diesem Thread auch wieder Belege zeigen, die auch postgeschichtlich relevant sind wie z.B. im Zusammenhang mit meiner Recherche nach dem ominösen Condor-Sonderflug nach Argentinien und weiter. Aber ich bin mir sicher, ihr akzeptiert auch, dass ich noch bei den philatelistischen - den optisch beeindruckenden - Belegen bleibe. Mein Brief aus Berlin nach Santos zeigt zwar die übliche Frankatur dieser Etappe, eine MiNr. 439. Die Condor-Zusatzfrankatur ist in der oben erwähnten anderen Variante geklebt: die 400-Reis-Einschreibemarke ist zusätzlich zum Condor-Inlandsporto frankiert. Sicher ist die Farbkombination des hellblauen Umschlags mit der oliv-rot-braunen Frankatur und dem kräftig grünen Condor-Aufkleber nicht gerade sehr harmonisch, aber trotzdem: der Brief wirkt nicht übertrieben bunt und hat ein Gesicht. Kein Wunder: die Rückseite zeigt als Absender den wichtigsten und erfahrensten Schöpfer attraktiver Luftpost-Belege, dem gerade wir Zeppelinpost-Sammler viel zu verdanken haben. Hinzu kommt der Condor-Ankunftstempel vom 27. Mai 1930 aus Santos. Viele Grüße balf_de |
| | | balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Condor-Flugpostmarken auf Belegen der Südamerikafahrt 1930 Mo Aug 01, 2011 7:35 pm | |
| Hallo zusammen! So, jetzt ist es amtlich: der „Österreicher mit Condor-Zusatzfrankatur“ hat tatsächlich bei Pfankuch „netto“ 4.500 Euro gekostet. Zu gerne wäre ich live dabei gewesen und hätte das Gesicht des vermutlich ahnungslosen Auktionators gesehen – zumindest stelle ich mir das in Anbetracht des Ausrufpreises so vor ... Natürlich habe ich euch aufs Glatteis geführt, als ich euch nach einer Vorhersage des Zuschlagpreises fragte. Mutig, wie sie sind, haben @Kontrollratjunkie und @Polarfahrtsucher Antworten gegeben, die sich noch einigermaßen im Rahmen der Michelnotierung bewegten. Hätten sie in den Anhang 2 des Sieger-Katalogs – Zuleitungspost – geschaut, wäre zu erkennen gewesen, dass bei Zuleitungspost mit Condor-Zusatzfrankatur die Trauben wesentlich höher hängen als bei deutschen Belegen (wo die Michel-Notierung „+ 75 Euro“ allerdings auch nicht wirklich die Marktlage abbildet). Zwar findet man unter den österreichischen Zuleitungen keinen Hinweis, wohl aber bei Liechtenstein und der Schweiz, wo Condor-Frankaturen erwähnt und überproportional hoch bewertet werden. Warum Sieger nicht auch andere Zuleitungs-Staaten erwähnt, bleibt sein Geheimnis: ich habe einen in Brasilien erschienenen Spezialkatalog der Zeppelin-Südamerikafahrten aus dem Jahr 1966 (-> Lenz, Sta.-Ursula-Verlag, Rio de Janeiro), in dem schon damals „Doppelfrankierungen mit S.C.L.“ (= Syndicato Condor Ltda.) aus der Schweiz, aus Liechtenstein, Österreich, Danzig und dem Saargebiet aufgeführt wurden. Bekannt sind sie demnach schon seit langem. Aber trotz der mittleren 4-stelligen Euro-Bewertungen bei Sieger für Schweiz- und Liechtenstein-Belege ist das Pfankuch-Ergebnis ausgesprochen überraschend – ich hätte auf die Hälfte (dann wäre es jetzt meiner ) bis zwei Drittel des erzielten Preises ( ) getippt. Inzwischen weiß ich, dass es zu der besonderen Konstellation kam, dass zwei Sammler im Saal sich den Kauf fest vorgenommen hatten. Den erfahrenen Sammlern unter euch, die wie ich für ihr hoch spezialisiertes Sammelgebiet auf Auktionsbesuche und Teilnahme in Arbeitsgemeinschaften angewiesen sind, erzähle ich kein Geheimnis mit der Mitteilung, dass man in einer solchen Situation „die üblichen Verdächtigen“ fast alle persönlich kennt. Gestern hatte ich Gelegenheit, in einem allerdings leitungsmäßig stark beeinträchtigten Gespräch mit dem neuen Besitzer der Postkarte zu telefonieren – er gönnte seinem „Gegner“ den Beleg einfach nicht .. . Auf meine Gratulation zu dem wirklich seltenen Beleg (insgesamt kennen wir jetzt zwei „Österreicher“) reagierte er allerdings etwas säuerlich ... Dass die Karte auch in meine Sammlung gepasst hätte, kann ich anhand eines Zuleitungsbelegs mit Condor-Zusatzfrankatur aus meiner Sammlung zeigen, zu dem die Pfankuch-Karte gut gepasst hätte: ein Brief aus Danzig, der von Rio de Janeiro aus per Condor-Flugzeug nach Florianopolis weiterbefördert wurde. Viele Grüße balf_de |
| | | balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Condor-Flugpostmarken auf Belegen der Südamerikafahrt 1930 Sa Aug 06, 2011 2:23 pm | |
| Hallo zusammen! Mit meinem "Danzig-Brief" mit Condor-Frankatur wollte ich zeigen, dass der viel zu teuere "Österreicher" auch gut in meine Sammlung gepasst hätte: Belege aus verschiedenen Vertragsstaaten von unterschiedlichen Absendern an die gleiche Adresse tief im brasilianischen Süden, die beide bei Sieger unbekannt sind - das sieht man nicht alle Tage ... So weit mein kurzer Ausflug zur Siegernummer 57.MM) - Friedrichshafen-Rio, worauf ich später gerne noch einmal zurückkommen möchte. Bleiben wir aber zunächst bei den in Berlin aufgelieferten Belegen, der Siegernr. 57.TT). Heute zeige ich eine Karte, die mit dem angekündigten Condor-Sonderflug ins brasilianische Ausland weiterbefördert werden sollte: nach Bolivien. Sie ist entsprechend neben dem 2-RM-Luftschiffporto für Postkarten nach Brasilien mit 5.000 Reis Condor-Marken frankiert. Der violette Ankunftstempel aus Rio de Janeiro der Staatspost zeigt, dass die Karte nicht innerhalb der Condor-Organisation weiterbefördert wurde sondern - trotz Zusatzfrankatur - schon in Rio der normalen Post übergeben wurde. Auffallend ist aber, dass der Ankunftstempel nicht wie bei praktisch allen anderen in Rio entladenen Poststücke das Ankunftsdatum 25. Mai 1930 zeigt sondern erst einen Tag später, am 26. Mai, abgeschlagen wurde. Wartete bzw. hoffte man noch einen Tag lang auf die Möglichkeit einer Condor-Weiterbeförderung? Eine noch zu "erforschende" Frage ... Die Rückseite der Karte zeigt neben dem Ankunftstempel aus La Paz vom 7. Juni (er war von Rio aus fast zwei Wochen unterwegs) auch einen Hinweis, wie "professionelle" Sammlerbelege entstanden. Viele Grüße balf_de |
| | | Polarfahrtsucher Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Condor-Flugpostmarken auf Belegen der Südamerikafahrt 1930 Di Aug 09, 2011 1:11 pm | |
| Hallo Alfred, leider kann ich nicht mit solchen sensationellen Bellegen dienen, allerdings habe ich gerade in einem alten Auktionskatalog folgendes Los gefunden. Würde sicher auch in deine Sammlung passen (falls er nicht schon dort ist ) ! Eine Zuleitung zur Südamerikafahrt 1930 von Lichtenstein über Rio nach Chile. Für mich sonderbar der Bordpoststempel auf den Condor Zusatzmarken. Scheinbar hatte man diese auch im Bordpostamt dabei ? Vielleicht kannst du uns ja was darüber berichten. Sorry für den schlechten Scan, aber ich glaub man kanns erkennen. Gruss Klaus |
| | | balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Condor-Flugpostmarken auf Belegen der Südamerikafahrt 1930 Di Aug 09, 2011 10:25 pm | |
| Hallo Klaus! - Polarfahrtsucher schrieb:
- Würde sicher auch in deine Sammlung passen (falls er nicht schon dort ist ) !
Da sprichst Du ein großes Wort gelassen aus ... Schön wär's, wenn die Karte in meiner Sammlung wäre - sie hätte einen Ehrenplatz! Immerhin weiß ich, wo sie heute ist. Das hat mir ein Freund verraten (genau der, der die österreichische Karte mit Condor-Marken bei Pfankuch gekauft hat): die Karte ist zur Zeit in der Schweiz und sogar verkäuflich. Aber wie es aussieht, muss ich warten, bis der Franken mindestens bei 1,50 Euro steht - und das kann noch dauern .... - Polarfahrtsucher schrieb:
- Für mich sonderbar der Bordpoststempel auf den Condor Zusatzmarken. Scheinbar hatte man diese auch im Bordpostamt dabei ?
Anhand des Bordpoststempels vom 19.5.1930 kann man das nicht ableiten. Bekanntlich wurde dieser Stempel - vordatiert - schon fleißig im Friedrichshafener Postamt verwendet. In irgendeinem Beitrag habe ich bestimmt schon über den "Friedrichshafener Bordpoststempel" geschrieben. Aber es gibt Beispiele, mit denen man fast hundertprozentig beweisen kann, dass die Condor-Marken auch beim Bordpostamt verfügbar waren. Da wäre z.B. eine Karte, die Mrs. Mary Pierce, die als Passagier an Bord war, am 22. Mai an ihre Freundin Lady Hope-Morley in London schrieb. Man befand sich auf dem Weg nach Recife, wo die Karte entladen wurde. Der "Hilfs-Postbeamte" an Bord, Kurt Schönherr, war offenbar nicht genau über das Verfahren mit der Condor-Frankatur informiert: er hätte sie ebenfalls abstempeln müssen. Das wurde dann in Recife nachgeholt. Vermutlich erhoffte sich Mrs. Pierce mit Hilfe der Condor-Zusatzfrankatur eine schnelle Beförderung von Recife aus in eine größere Hafenstadt (z.B. Rio de Janeiro), von wo aus ein früherer Dampfer Richtung Europa abging. Das hat aber nicht geklappt: erst am 27. Mai wurde die Karte in Recife der brasilianischen Staatspost zur Weiterbeförderung übergeben - ein Condor-Flugzeug hat sie nie gesehen. Dass Mrs. Pierce die Condor-Marke schon vor der Reise - in Berlin - gekauft haben könnte, ist mehr als unwahrscheinlich: wir wissen, dass sie erst in Sevilla an Bord kam. Viele Grüße balf_de |
| | | balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Condor-Flugpostmarken auf Belegen der Südamerikafahrt 1930 Di Aug 09, 2011 11:35 pm | |
| Hallo zusammen! Einen ausgesprochen seltenen Beleg hat @Polarfahrtsucher in seinem letzten Beitrag "ausgegraben" - sicher sind es weniger als eine Handvoll Belege, die aus Liechtenstein zur SAF 1930 zugeleitet wurden und eine Condor-Zusatzfrankatur zeigen. Aber ein Unikat ist die Karte nicht: am 21. Mai 2008 nahm ich in Wiesbaden an der 333. Köhler-Auktion teil. Versteigert wurde eine der besten Zeppelinpost-Sammlungen überhaupt - die Gerhard Wolff Sammlung. Immer dann, wenn ich vermute, dass es sich bei einem Beleg um ein Unikat handeln könnte, schaue ich vorsichtshalber in diesem Auktionskatalog nach - und sehe dann oft, dass auch Gerd Wolff das schon hatte. So geht es mir auch mit dem von Dir gezeigten Liechtenstein-Beleg, lieber Klaus: anliegend der Scan aus dem Köhler-Katalog (auch nicht sehr deutlich). Weßt Du noch, bei welcher Auktion Deine Karte angeboten wurde? Kennst Du vielleicht sogar den Zuschlagpreis? Viele Grüße balf_de |
| | | Polarfahrtsucher Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Condor-Flugpostmarken auf Belegen der Südamerikafahrt 1930 Mi Aug 10, 2011 12:36 pm | |
| Hallo Alfred, hatte gehofft der Beleg würde dich interessieren. Scheinbar war meine Vermutung richtig . Der Scan stammt aus einem alten Auktionskatalog vom 31.3.1998 des Auktionshauses Hobbyphilatelie Höflich KG. Wie die siehst hab ich ihn in der Tat "ausgebraben". Die Losnummer war 42578 und der Ausrufpreis 4500 DM. Den Zuschlagspreis kann ich dir leider nicht sagen, aber evtl. lässt sich da noch nachforschen. Vermutlich wurde der Beleg später noch an anderen Auktionen angeboten, wer weiss ? Die Sache mit den vordatierten Bordpoststempeln würde mich interessieren, auch in Hinblick zu meinem Beitrag der Rubrik Polarfahrt (unaufälliger Wink mit dem Zaunpfahl). Vieleicht kannst du mir ja da ein wenig weiter helfen. Im Michel sind verschiedene Bordpoststempel erklärt, doch anscheinend wurde da auch was verwechselt (hab ich zumindest in anderen Foren gelesen). Vielen Dank Klaus |
| | | balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Condor-Flugpostmarken auf Belegen der Südamerikafahrt 1930 Mi Aug 10, 2011 3:32 pm | |
| Hallo Klaus! - Polarfahrtsucher schrieb:
- Die Sache mit den vordatierten Bordpoststempeln würde mich interessieren, ....
Es ist zwar an dieser Stelle etwas "off topic", aber ich habe anscheinend nur in anderen Foren über das Thema "Friedrichshafener Bordpost" geschrieben. Da ich aber auf Links zu anderen Foren verzichten möchte, wiederhole ich hier meine Einführung zum Thema "Bordpost-Stempel". (Was nicht heißt, dass wir das Thema Bordpost hier nicht auch aufgreifen können). Sehr beliebte Sammelobjekte der Zeppelinpost sind die Bordpostbelege – erkennbar an einem besonderen Entwertungsstempel, der im Bordpostamt der Luftschiffe verwendet wurde. Der bekannte Aerophilatelist und Prüfer Dieter Leder gruppiert in seinem lesenswerten Buch zur Orientfahrt 1929 „Wenn es doch Tag gewesen wäre“ die Bordpostbelege zunächst in zwei Hauptkategorien: 1. die „Friedrichshafener Bordpost“, die es bei den Fahrten 1929 und 1930 gab, als man zur Entlastung des Bordpostamts schon im Postamt von Friedrichshafen vordatierte Bordstempel abschlug, um entsprechende Sammlerwünsche befriedigen zu können. 2. die „Luftschiff-Bordpost“, die von Besatzungsmitgliedern und Passagieren beim Bordpostamt aufgeliefert wurden.
Bei diesen Belegen differenziert Leder weiter:
2.a) In die „Philatelistische Luftschiff-Bordpost“, wo Besatzungsmitglieder – vielleicht auch Passagiere (?) ganze Bündel frankierter Belege mit an Bord brachten, die sie im Auftrag von Berufsphilatelisten zu vorgegebenen Zeiten beim Bordpostamt aufzuliefern hatten.
2.b) die „persönliche Luftschiff-Bordpost“, mit der während der Fahrt von Besatzungsmitgliedern und Passagieren geschriebene Karten und Briefe gemeint sind. Als postgeschichtlich orientierter Sammler meine ich diese Belege, wenn ich von „Bedarfs-Bordpost“ spreche. Im Polarfahrt-Thread werde ich darauf zurückkommen, wenn ich mich - hoffentlich - etwas schlau gemacht habe. Viele Grüße balf_de |
| | | balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Condor-Flugpostmarken auf Belegen der Südamerikafahrt 1930 Mo Aug 15, 2011 7:21 pm | |
| Hallo zusammen! Dass die Condor-Zusatzfrankaturen eines meiner Lieblingsthemen ist, habe ich sicher schon gesagt. Aber ich will euch nicht langweilen, indem ich alle meine Belege - die sich doch oft ähneln - nacheinander zeige. Aber auf ein paar Besonderheiten, die nicht allgemein bekannt sind, möchte ich gerne eingehen: im Jahr 1930 war das Streckennetz der Condor-Fluglinie noch auf eine Nordroute – von Rio de Janeiro mit zahlreichen Zwischenstationen bis nach Natal – und eine Südroute – ebenfalls ab Rio bis nach Rio Grande do Sul (nicht nur nach Porto Alegre, wie es bei Wikipedia zu lesen ist -> http://de.wikipedia.org/wiki/Syndicato_Condor ) - beschränkt; auf beiden Strecken kamen Flugboote von Junkers und Dornier zum Einsatz, die an der brasilianischen Küste entlang Landepunkte hatten. Anhand dieses Fotos vom Landeplatz bei Parahyba (für Zeppelinpost-Sammler ein ganz besonderer Ort!) kann man sich die damalige Situation vorstellen: Eine Karte „Luftverkehr in Südamerika Anfang 1930“ habe ich schon gezeigt; hier ist der „Condor-Ausschnitt“. Aber es gab auch im Landesinneren im Jahr 1930 schon einige Agenturen der Syndicato Condor Ltda., wo ebenfalls Luftpost-Auflieferungen möglich waren, ohne dass die brasilianische Staatspost beteiligt war. (Trotzdem musste neben dem Condor-Porto immer auch das normale Brief- oder Kartenporto frankiert werden – das Monopol der Staatspost machte dies erforderlich.) Die Condor-Fluglinie hatte von diesen Orten zum jeweils nächsten Landeort eigene Transport-Strukturen aufgebaut. Ein Beispiel möchte ich zeigen: Neben der Hafenstadt Florianopolis gab es im Bundesstaat Santa Catarina auch in der Stadt Blumenau (wo damals noch viel deutsch gesprochen wurde) eine Condor-Agentur. Meine Karte an den vermutlich ausgewanderten Apotheker Philipp Brandes erreichte am 25. Mai 1930 mit dem Luftschiff Rio de Janeiro, wurde dort in das Condor-Flugboot der Südroute umgeladen, das am 27. Mai in Florianopolis landete. Weitere zwei Tage dauerte es, bis die Karte – immer noch ohne Beteiligung der Staatspost – in Condor-Regie, aber terrestrisch, ihr Ziel in Blumenau erreichte. Eine weitere Karte möchte ich euch nicht vorenthalten, die zwar keine Condor-Zusatzfrankatur zeigt, aber in gewisser Weise doch zum Thema gehört. Gemäß dem vorgegebenen Leitweg hätte die Karte bis Rio de Janeiro im Luftschiff befördert werden sollen. Der mit der Vorsortierung für die verschiedenen Postsäcke befasste Beamte im Friedrichshafener Postamt (der Bordstempel wurde bereits dort abgeschlagen - siehe oben!) machte einen Fehler: er notierte handschriftlich rechts unten auf der Karte ein kleines „p“ statt eines „r“, was zur Sortierung in den „Pernambuco-Postsack“ führte. Folgerichtig wurde die Karte bereits in Recife entladen. Dort bemerkte man offenbar den Fehler: sie wurde nicht der Staatspost sondern dem nächsten Condor-Flugboot übergeben, das auf der Nordroute Richtung Rio de Janeiro flog. Man versuchte, auf diesem Weg den Fehler auszubügeln und leitete sie trotz fehlender Condor-Zusatzfrankatur per Luftpost weiter. Auch von Rio de Janeiro aus ging es per Luftpost weiter; jetzt zusammen mit meiner vorher gezeigten Karte auf der Südroute. Da passierte wieder ein Fehler: die Karte „schoss über das Ziel hinaus“ – man übersah sie beim Entladen der Post für Sao Francisco do Sul. Erst eine Etappe später, in Florianopolis, trennte sich am 27. Mai ihr Weg von meiner Blumenau-Karte. Der Postbeamte in Florianopolis schlug zwar seinen Staatspost-Stempel mit gleichem Datum ab, gab dann aber die Karte an Condor zurück. Die Beförderung nach Sao Francisco mit dem gleichen Condor-Flugzeug, das am nächsten Tag von Rio Grande aus kommend wieder in Florianopolis Station machte, war sicher die schnellste Verbindung. Am 28. Mai 1930 erreichte meine Karte schließlich ihr Ziel. Viele Grüße balf_de |
| | | balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Condor-Flugpostmarken auf Belegen der Südamerikafahrt 1930 Mo Aug 15, 2011 7:44 pm | |
| Hallo zusammen! Einen "Nachklapp" habe ich noch zu meiner Karte nach Blumenau. Häufig hört man von Zeppelinpost-Sammlern, dass die bei der Südamerikafahrt 1930 - und nur dort - vorkommenden Mischfrankaturen mit brasilianischen Condor-Marken lediglich philatelistische Mache ohne postalische Relevanz seien. Ganz abwegig ist diese Auffassung sicher nicht - jedenfalls gibt es hier viele optische Leckerbissen (gerade auch die nicht sonderlich preiswerte Zuleitungspost! ). Aber es gibt auch deutliche Beweise, dass die Luftpostbeförderung innerhalb Brasiliens im Bereich des Condor-Streckennetzes sinnvoll, da zeitsparend war. Und dass durchaus nicht alle in die brasilianische "Provinz" adressierten Poststücke kulanzweise per Luftpost befördert wurden. Zeigen kann ich hierzu einen Brief nach Blumenau (Sieger 57 M), der - auf der Rückseite ersichtlich - in Rio entladen, dort der Staatspost übergeben wurde (erkennbar am violetten Ankunftstempel vom 25. Mai) und erst am 30. Mai, also einen Tag nach der Postkarte mit Zusatzfrankatur, in Blumenau ankam. Natürlich kann man streiten, ob der eine Tag Zeitgewinn die Mehrausgabe von 2.000 Reis (= 1 RM) rechtfertigt, aber immerhin ... Viele Grüße balf_de |
| | | balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Condor-Flugpostmarken auf Belegen der Südamerikafahrt 1930 Di Aug 16, 2011 7:29 pm | |
| Hallo zusammen! Da habe ich noch eine Karte an einen Bekannten des "Bord-Postmeisters" Kurt Schönherr mit einem einprägsamen Namen. Schönherr, der rückseitig grüßt, hat die Karte für seinen Bekannten mitgenommen und vor dem Abwurf über Bahia am 24. Mai mit dem Bordpoststempel versehen, wobei er die Condor-Marke nicht entwertete - er wusste offenbar nicht Bescheid, wie zu verfahren war. Die Entwertung wurde von der Condor-Agentur in Bahia nachgeholt. Für die glücklichen Besitzer eines Sieger-Katalogs stellt sich bei dieser Karte die spannende Frage, um welche Nummer die nächste Katalog-Auflage wohl ergänzt wird, wenn ich diese "Entdeckung" nach Lorch melde. Mein Tipp: Nummer 57. bacc) Oder hat hier jemand einen besseren Vorschlag? Das Dilemma der Katalog-Hersteller besteht ja darin, dass man versucht, unter allen Umständen die bestehende Nummerierung beizubehalten, damit die Belege nicht von Auflage zu Auflage unter wechselnden Nummern geführt werden - man denke an ältere Prüfatteste -, dass aber andererseits bei der ursprünglichen Nummerierung vor -zig Jahren viele Belegvarianten noch nicht bekannt waren. So auch eine Bordpostkarte für den Bahia-Abwurf mit Condor-Zusatzfrankatur. Viele Grüße balf_de |
| | | balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Condor-Flugpostmarken auf Belegen der Südamerikafahrt 1930 Do Aug 18, 2011 1:23 pm | |
| Hallo zusammen! Genau weiß ich es natürlich nicht, ob meine ausführlichen Texte zum Thema Condor-Zusatzfrankaturen inzwischen nicht langweilig geworden sind und ob es mir gelingt, euch mit meinen zuletzt gezeigten Belegen, die ich weniger wegen ihrer philatelistischen als vielmehr postgeschichtlichen Aspekte ausgewählt habe, meine „Forschungsarbeit“ auf diesem Gebiet näher zu bringen. Ich gehe jetzt einfach davon aus, dass noch Interesse besteht, ihr mich aber nicht unterbrechen wolltet ... Zum Stichwort „Zeitersparnis“ durch die Condor-Zusatzfrankatur möchte ich noch etwas zeigen, denn – zugegeben – der eine Tag bei den Blumenau-Belegen ist nicht so ganz überzeugend. Meine heutige Gegenüberstellung betrifft zwei Belege, die an die gleiche Adresse – nämlich die Condor-Agentur – in Porto Alegre adressiert sind. Da ist zunächst eine Postkarte, die von Berlin aus (Sieger 57.TT) nach Rio de Janeiro befördert wurde, dort am 25. Mai den Condor-Durchgangsstempel erhielt und mit dem Dienstags-Flug der Condor-Fluglinie am 27. Mai in Porto-Alegre ankam. Ähnliches war auch mit meinem Bordpostbrief (Sieger 57.cc) geplant, den ein Händler aus Donaueschingen wohl einem Besatzungsmitglied mitgegeben hat (= philatelistische Bordpost ), der den Brief am 22.Mai auf dem Weg nach Brasilien beim Bordpostamt abgegeben hat. Aber offensichtlich wurden die Bordpostbelege in Rio de Janeiro anders behandelt als die Post aus dem großen Postsack. Mit Belegen, die für eine Condor-Weiterbeförderung vorgesehen waren, rechnete man bei der Bordpost wohl überhaupt nicht; es gab sicher auch nicht viele. Jedenfalls erreichte der Brief das Flugzeug nach Süden nicht – der Condor-Ankunftstempel aus Porto-Alegre zeigt das Datum 2. Juni. Zunächst war ich überzeugt, er habe einfach den Flieger verpasst – wegen zu langsamer Behandlung der Bordpost -, aber Kopfzerbrechen macht die Tatsache, dass der 2. Juni ein Montag war, während ich doch eigentlich weiß, dass der Flieger jeweils am Diensttag (= Segunda) nach Süden ging. (Ja, auch dieser Werbezettel gehört in meine Sammlung) Aufschluss gibt bei genauerer Betrachtung die Rückseite des Briefs (wie so oft!): Da ist zunächst der violette Staatspost-Durchgangsstempel vom 25. Mai aus Rio. Der hat bei einer Condor-Weiterbeförderung hier eigentlich nichts zu suchen. Und außerdem findet man, wenn auch undeutlich, einen gerade noch lesbaren Einring-Stempel „P.Alegre 1 Jun 1930“ – offensichtlich ebenfalls ein Staatspost-Stempel. Der Brief wurde auf normalem Weg - terrestrisch - von Rio nach Porto Alegre befördert. Da wurde die bis zur Ankunft in Porto Alegre immer noch nicht entwerte Condor-Marke erst nach der Ankunft vom Empfänger selbst abgestempelt! Und in diesem Fall beträgt der Zeitverlust durch die unterbliebene Luftpostbeförderung volle 6 Tage – pikanter Weise, obwohl sie in diesem Fall bezahlt war ... Viele Grüße balf_de
Zuletzt von balf_de am Fr Aug 19, 2011 12:41 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet |
| | | kawa Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Condor-Flugpostmarken auf Belegen der Südamerikafahrt 1930 Do Aug 18, 2011 4:08 pm | |
| Hallo balf_de - balf_de schrieb:
Ich gehe jetzt einfach davon aus, dass noch Interesse besteht, ihr mich aber nicht unterbrechen wolltet ...
dies triff für mich zu. - balf_de schrieb:
Und in diesem Fall beträgt der Zeitverlust durch die unterbliebene Luftpostbeförderung volle 6 Tage – pikanter Weise, obwohl sie in diesem Fall bezahlt war....
Dazu eine Frage ( mit dem Risiko, dass du es mal geschrieben hast und ich es nicht wahrgenommen/im Hirn gespeichert habe). Warum ist der zweite Beleg mit 2 RM mehr frankiert. - balf_de schrieb:
(Ja, auch dieser Werbezettel gehört in meine Sammlung)
Kann ich gut verstehen , dieser Werbezettel würde auch super in meine Theamtische-Sammlung passen. Gruss kawa PS (Privat: Text ist hochgeladen, vielen Dank) _________________ Motivsammeln ist spannend und lehrreichwww.walter-kalt.ch über 25'300 Briefmarkenabbildungen Motiv Luftfahrt 51 Sammelblätter Offene-Klasse 48 Sammelblätter thematisch über 4100 Belege Abbildungen zur Luftfahrt |
| | | balf_de Mitglied in Bronze
| Thema: Re: Condor-Flugpostmarken auf Belegen der Südamerikafahrt 1930 Do Aug 18, 2011 5:29 pm | |
| Hallo kawa! Dass es Dir noch Spaß macht, Dich mit dieser ziemlich sperrigen Materie zu befassen, darüber freue ich mich wirklich! Ich sehe gute Chancen, Dich bald im Fanclub der Südamerikafahrt 1930 begrüßen zu können (den gibt es bisher noch nicht wirklich, aber mit Dir wären wir schon zu zweit .. .) - kawa schrieb:
- Dazu eine Frage ( mit dem Risiko, dass du es mal geschrieben hast und ich es nicht wahrgenommen/im Hirn gespeichert habe).
Warum ist der zweite Beleg mit 2 RM mehr frankiert.
Ob ich hier zu den Portosätzen der SAF 1930 schon etwas gesagt habe, daran kann ich mich im Augenblick nicht erinnern (und mit der Suchfunktion hier im Forum habe ich Probleme). Das Thema wäre einen eigenen Beitrag – in einem allgemeineren Thread – wert. Hier nur so viel: mit der „bezahlten Luftpostbeförderung“ sind nicht die deutschen Marken sondern die brasilianischen Condor-Marken im Nennwert von 2.000 Reis gemeint, die man zum Umrechnungskurs von 1 RM in Deutschland kaufen konnte und die für die Luftpostbeförderung nach der Zeppelin-Reise zu frankieren waren. Für Briefe und Karten galt das gleichermaßen. Das deutsche Porto von Friedrichshafen nach Brasilien betrug 2 RM für Postkarten, 4 RM für Briefe. Etwas komplizierter war es bei Bordpostsendungen: da musste pro „Etappe“ 2 bzw. 4 RM frankiert werden (wobei unter „Etappen“ hier Südamerika, Nordamerika und Europa zu verstehen sind). Aber auch das ist ein komplexes, noch nicht vollständig erforschtes Thema ... Viele Grüße balf_de |
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