Wenn der pure Zufall, aber auch das nicht planbare Glück ihre Hände im Spiel haben, kann es manchmal Situationen geben, die so wohl nicht wiederkommen werden. So etwas ist uns vor ein paar Jahren widerfahren, als eine etwas entfernte Nachbarin, die allgemein nicht wohlgelitten war, hier im Dorf verstarb. Meiner Frau und mir wurde es als Einzigen gestattet, das Anwesen der Verstorbenen nach brauchbarem Nachlass zu durchsuchen, und nachdem ich schon einen kleinen Karton mit allerlei Künstlerpostkarten gefunden und die größeren Gebrauchsgegenstände schon zu meinem Haus transportiert hatte, machte ich noch einen kleinen abschließenden Rundgang durchs Haus. Dabei fiel mir auf dem Dachboden mitten in der Wand ein Fensterladen auf, wie man ihn in alten Häusern für Wandschränke benutzt. Bei der folgenden Öffnung stellte sich heraus, dass es dahinter einen kleinen geheimen Raum gab, der schon seit Jahrzehnten nicht mehr betreten worden war.

In diesem Raum fanden sich, von Staub, altem Mörtel, reichlich Spinnweben sowie Mäuse- und Rattenexkrementen bedeckt, die kompletten papiernen Nachlässe der Familie, angefangen etwa um 1820 und fast lückenlos bis in die Neuzeit. Da die Erben keinerlei Interesse daran hatten, konnte ich etwa zwei hoch beladene Schubkarren voll Papieren zu mir hinüberschaffen. In folgender wochenlanger Arbeit haben wir dann - wie Archäologen - unter Benutzung feiner Pinsel Blatt für Blatt gesäubert, gesichtet und sortiert. Das war ein tatsächlicher und echter Dachbodenfund, wie ich ihn mir vorher nie hätte träumen lassen.

Zwischen diesen vielen Papieren fanden sich auch vereinzelt Ansichtskarten, die an die Familie gesandt worden waren, und dabei auch Farblithos aus der Zeit um 1900. Nicht alle diese Farblithos sind in der Qualität erhalten, wie man sie in Auktionskatalogen ansonsten zu Gesicht bekommt, ich will sie hier aber dennoch zeigen, da jede einzelne Karte so ihren ganz eigenen Reiz ausübt.

Beste Grüße
Cantus





Brandenburg an der Havel
Karte gelaufen am 17.6.1900 von Brandenburg nach Wuschewier





Brandenburg an der Havel
Karte gelaufen am 11.7.1901 von Brandenburg nach Wuschewier





Fürstenwalde an der Spree
Karte gelaufenam 18.11.1899 von Fürstenwalde nach Wuschewier





Joachimsthal in der Uckermark
Karte gelaufen am 10.8.1901 von Joachimsthal nach Wuschewier





Joachimsthal in der Uckermark
Karte gelaufen am 1.5.1899 von Joachimsthal nach Wuschewier





Friedrichsberg bei Berlin
Karte gelaufen am 7.10.1900 von Friedrichsberg nach Wuschewier





Gruss aus dem Riesengebirge
Karte gelaufen am 28.8.1898 von Schreiberhau nach Wuschewier





Düsseldorfer Ausstellung 1902
Karte gelaufen am 8.9.1902 von Cöln (Köln) nach Berlin

Der Bezirk Treptow (das w spricht man nicht) ist ein ehemaliger Verwaltungsbezirk von Berlin. Er wurde im Rahmen des Groß-Berlin-Gesetzes am 1. Oktober 1920 gegründet. Am 1. Januar 2001 wurde Treptow mit dem Nachbarbezirk Köpenick zum neuen Bezirk Treptow-Köpenick von Berlin zusammengeschlossen. Treptow-Köpenick ist seitdem der neunte Verwaltungsbezirk von Berlin und hatte 273.689 Einwohner per 31. Dezember 2019 [1,2].

Hier ist eine Postkarte, die am 16.9.1901 von Berlin über Sietzing nach Wuschewier gelaufen ist.





Viele Grüße
Ingo

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Bezirk_Treptow
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Bezirk_Treptow-Köpenick